Fein-Gold made in Heinsheim
Von Eric Schmidt
Sein erster Blick geht nach links.
Dort steht in der Josef-Müller- Halle die Anzeigetafel, die bei der Gewichtheber-EM mit weißen
Lämpchen die gültigen und mit roten Lämpchen die ungültigen Versuche kenntlich macht. Die Lämpchen, die Ralf Fein nach seinen gestoßenen 118 Kilogramm sieht leuchten: weiß. Jubelnd reißt der 44 Jährige die Arme hoch.
Ralf Fein hat es geschafft: Bei der Europameisterschaft der Senioren hat der Routinier des TSV Heinsheim das vierte EM-Gold seiner Karriere geholt. Es ist besonders wertvolles Gold. Fein-Gold sozusagen.
„Es ist meine schönste Medaille. Weil ich dieses Mal Gegner hatte, die schon bei der WM der Aktiven teilgenommen haben“, sagt Fein.
Starke Rivalen Ja, sie ist stark, die Konkurrenz in der Gewichtsklasse bis 69 Kilogramm in der Alterklasse M3. Von den sechs Rivalen können vor allem der Finne Jorma Pallari und der Portugiese Paolo Duarte so richtig zupacken. Ralf Fein ist hoch konzentriert. Im Reißen meistert er die Anfangslast von 92 Kilogramm technisch sauber und lässt souverän die 97 und die sonst so kritischen 100 Kilogramm folgen. Pallari patzt bei 95 Kilogramm und bringt nur 98 Kilogramm in die Wertung, Paolo Duarte dagegen zeigt keine Schwäche und reißt mit 103 Kilogramm die Führung an sich. Im Stoßen wird hoch gepokert. Duarte beginnt mit 111 und hebt die 115 Kilogramm, scheitert aber an 117 Kilo. Fein bewältigt zunächst die 112 und dann die alles entscheidenden 118 Kilogramm. Das reicht. Er und Duarte liegen nach Punkten zwar gleichauf, da aber Fein beim Wiegen am frühen Morgen 50 Gramm weniger auf die Waage gebracht hat , ist er der Europameister.
„Eigentlich ist Ralf ja schon ein kleiner Betriebshektiker. Aber wenn es drauf ankommt, hat er die Gabe, auf den Punkt topfit zu sein“, sagt seine Frau, TSV-Abteilungsleiterin Martina Dosquet. „Ich war beim Reißen wie im Tunnel. Ich habe nichts mehr gehört, nichts mehr gesehen. Die Versuche waren perfekt“, erklärt Fein, der sich am Vorabend des Wettkampfs rechtzeitig ausgeklinkt hat. Zur Tagesschau Zeit um 20 Uhr war er ins Bett gegangen – und zehn Minuten später eingenickt. Das Publikum ist begeistert von seinem Helden. Es feiert ihn mit stehenden Ovationen. Mit minutenlangem Beifall. Und mit „Ralf-Fein-Heber-Gott“-Rufen. Klar, dass auch Töchterchen Natalie überglücklich ist. Sie überreicht bei der Siegerehrung Blumen und Schokolade. Für sie ist ihr Papa der allergrößte und allerstärkste an diesem Vatertag 2011.
Wie es nun weitergeht? Ralf Fein kann sich ganz entspannt wieder der Organisation der Heim-EM widmen. Und zuschauen, wie sein Bru
der Ingo Fein heute Abend (17.30 Uhr) die Heinsheimer Hebe-Bühne betritt. Ob es das nächste Fein-Gold geben wird? „Bei Ingo sind die Voraussetzungen ähnlich wie bei mir“, sagt Ralf Fein und grinst: „Einen Fein zu Hause in Heinsheim muss man erst mal schlagen.“